Psychotherapie allgemein
- Verhaltenstherapie
- Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
- Psychoanalyse
-
Einzeltherapie oder Gruppe
- Zusammenfassung zu den Verfahren
- Probatorische Sitzungen und Wartezeiten
- Autogenes Training und Hypnose
-
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie

Unter Psychotherapie versteht man im Allgemeinen eine große Vielzahl von Verfahren, die Menschen dabei helfen, sich geistig-seelisch-körperlich so zu verändern, dass sie sich wieder wohl fühlen können. In den meisten Fällen bedeutet das auch ein Zurückgehen oder Verschwinden der Beschwerden; bei depressiven Reaktionen auf belastende Lebensumstände, chronische körperliche Krankheiten oder den drohenden Tod bedeutet es, Frieden mit dem Unabänderlichen zu schließen.
Eine Beschreibung, die mir besonders gut gefällt, lautet: Wesentliches Ziel jeder Psychotherapie ist ein Zuwachs an innerer Freiheit.

Ein recht guter Artikel findet sich im Netz in Wikpedia: Wikipedia-Psychotherapie

Aus der riesigen Zahl existierender Psychotherapie-Verfahren (mehrere hundert weltweit, davon mindestens ein Dutzend “große”, schon länger bestehende und gut begründete) werden in Deutschland drei von den Krankenkassen bezahlt, auf die unten genauer eingegangen wird. So sind z.B. Paartherapie, Familientherapie, Gestalttherapie und alle Formen von Körper-Psychotherapie - um einige bekannte zu nennen -  keine Kassenleistung. Dies hat hauptsächlich historische und formale Gründe (z.B. mangelnde wissenschaftliche Untersuchungen bzw. einseitige Besetzung der Entscheidungsgremien). Auch wenn dies z.T. bedauerlich ist, ist doch die Versorgung in Deutschland im internationalen Vergleich sehr gut, und die zugelassenen Verfahren reichen in der Regel aus, um gute Ergebnisse zu erzielen.  [zurück zum Seitenanfang]

Nun zu den zugelassenen Verfahren:

Verhaltenstherapie: Die Krankheit oder Symptomatik wird als ein Ergebnis einer ungünstigen Lerngeschichte verstanden. Bestimmte Dinge wurden nicht oder nur unzureichend gelernt (z.B. Nein sagen und seine eigenen Bedürfnisse vertreten). Diese Therapieform zielt auf ein Umlernen hin; es wird direkt am Verhalten gearbeitet, z.B. mit Rollenspielen oder “Hausaufgaben” in Form von Übungen. Auch gedankliche Gewohnheiten werden gezielt verändert. Die Verhaltenstherapie gilt als besonders wirkungsvoll bei Angst- und Panikstörungen und allen sonstigen Erkrankungen, bei denen fehlerhafte Gedanken und ungünstige Verhaltensweisen eine große Rolle spielen.
Sie zeichnet sich durch relativ geringe Stundenzahlen aus (ca. 20-60 Sitzungen), die einmal pro Woche oder in größeren Abständen stattfinden. [
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Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (PT): Die Erkrankung wird als Ergebnis eines inneren Konflikts verstanden, der in der Regel schon in der Kindheit entstanden ist. Jemand hat z.B. Angst, verlassen zu werden und traut sich deshalb nicht, Wutgefühle dem Ehepartner gegenüber auszudrücken oder auch nur zu bemerken. Diese drücken sich dann statt dessen in einer  Depression, in Kopfweh oder einem anderen Symptom aus. Bei dieser Therapieform widmet man sich mehr der Erforschung der inneren Impulse und Gefühle und geht davon aus, dass die Symptome verschwinden, wenn der innere Widerstreit aufgelöst wird.
Die Stundenzahlen bewegen sich hier in der Regel zwischen 25 und 80, meist einmal pro Woche. [
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Psychoanalyse (wird von mir nicht durchgeführt): Die Grundannahmen sind die gleichen wie bei der PT, es werden jedoch umfassendere Veränderungen in allen Schichten der Persönlichkeit angestrebt. Die Beziehung zwischen Patient und Therapeut steht stärker im Mittelpunkt und wird gewissermaßen als Bühne für die Darstellung der inneren Konflikte genutzt. Die Hauptmethode ist das “freie Assoziieren”, wobei der Pat. oftmals auch auf der berühmten Couch liegt.
Die Stundenzahlen liegen zwischen 80 und 160, meist zwei- bis dreimal pro Woche. Es wird davon ausgegangen, dass bei besonders schweren (“frühen”) Störungen, z.B. den sog. Persönlichkeitsstörungen, oft eine psychoanalytische Behandlung angezeigt ist.
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Einzeltherapie oder Gruppe: Alle genannten Verfahren gibt es als Einzelbehandlung und als Gruppenbehandlung. Die Einzeltherapie-Sitzungen dauern i.d.R. 50 min,. die Gruppensitzungen 100 min. Gruppen haben 5-9 Teilnehmer (bei mir meist 8 oder 9). Welches Verfahren jeweils besser geeignet ist, ist von vielen Faktoren abhängig.
Allgemein kann man sagen, dass die Einzeltherapie einen etwas besser kontrollierbaren Rahmen bildet, so dass ihr bei Erkrankungen, die mit einer tiefen Störung des Vertrauens einhergehen, der Vorzug zu geben ist. Die Gruppentherapie hat andererseits den offenkundigen Vorteil, dass man nicht nur Rückmeldungen von einem Menschen (dem Therapeuten) bekommt, sondern von nach Geschlecht, Alter und Lebenshintergrund ganz unterschiedlichen Personen.
Gruppentherapien werden m.E. nicht in dem eigentlich angemessenen Umfang durchgeführt, da sie nur unwesentlich besser honoriert werden als Einzelsitzungen, obwohl der innere und äußere Aufwand (Räumlichkeiten, Dokumentation) viel höher ist. Menschen, die keine Gruppenerfahrung haben, ziehen zunächst fast immer eine Einzelbehandlung vor, weil sie Angst vor der Gruppensituation haben. In einer Gruppe über persönlichstes zu sprechen ist in unserer Kultur völlig unüblich; es erfordert schon eine Umstellung. In manchen Fällen kann es günstig sein, nach einer Phase der Einzeltherapie in die Gruppe überzuwechseln.
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Zusammenfassend zu den Verfahren: Es gibt heute noch keine Übereinstimmung darüber, welche Störungen oder Krankheiten mit welchem Verfahren am besten zu behandeln seien. Im Grund genommen beansprucht jedes Verfahren die Anwendbarkeit auf alle therapierbaren Störungen. In Zukunft werden sich aber wohl doch unterschiedliche Indikationen herauskristallisieren, vielleicht nicht nur für unterschiedliche Erkrankungen, sondern auch - das entspricht meiner persönlichen Erfahrung - für unterschiedliche Phasen eines therapeutisch begleiteten Veränderungsprozesses. [zurück zum Seitenanfang]

Probatorische Sitzungen, Wartezeiten: Am Anfang der Therapie stehen immer die sog. probatorischen Sitzungen. Sie können als Patient bei beliebig vielen Therapeuten/innen jeweils 5 Probesitzungen machen. Diese dienen für den Patienten dazu, den Therapeuten kennenzulernen und zu prüfen, ob die “Chemie stimmt”. Dies ist nämlich für das Gelingen der Therapie von ganz entscheidender Bedeutung, oft wichtiger als die Wahl des Verfahrens oder der Qualifikations- und Erfahungsgrad des Therapeuten.

Beginnen Sie keine Therapie bei einem Therapeuten/ einer Therapeutin, wo Sie sich auf Anhieb unwohl fühlen, aus welchen Gründen auch immer! Nehmen Sie lieber die Strapaze auf sich, Ihre Geschichte nochmal erzählen zu müssen oder etwas länger auf einen freien Platz warten zu müssen. Warten Sie nur dann auf einen Platz, wenn Sie eine, besser noch mehrere Probesitzungen gehabt haben und Sie das Gefühl haben, der Person - für Ihre Verhältnisse - ausreichend vertrauen zu können.

Für den Therapeuten dienen die Probesitzungen der Einschätzung, ob eine Therpie angezeigt und erfolgversprechend ist; evtl. auch zur Klärung der Frage, ob er/sie sich selbst für geeignet hält, diesem besonderen Menschen zu helfen, denn selbstverständlich haben auch Therapeuten ihre spezifischen Stärken und Schwächen, über die sie in der Regel gut Bescheid wissen.
Einigen sich Patient und Therapeut auf die Durchführung einer Therapie, taucht oft noch das Problem der Wartezeiten auf. Oft können aber überbrückende Sitzungen in größeren Abständen angeboten werden. Bei akuten Erkrankungen und Störungen, die dazu neigen, sich zu verschlimmern oder sich “einzunisten” (bes. Panikstörungen und Zwangsstörungen) sollten Sie längere Wartezeiten vermeiden - d.h. unter Umstäden weitersuchen (s.a.
Therapeutenliste!).
  
Anm.: Die Versorgunglage auf dem Land ist viel schlechter als in den Städten, da die aus politischer Kurzsicht festgelegten Verhältniszahlen sich extrem unterscheiden (1 Therapeut auf 2500 Einwohner in Kernstädten, 1 : 23000 in ländlichen Regionen!). Die Landluft gilt eben doch als sehr bekömmlich...
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Autogenes Training und Hypnose: Autogenes Training (oder Progressive Muskelentspannung) ist ein ideales Begleitverfahren für den therapeutischen Veränderungsprozess. Dennoch darf es nur neben Verhaltenstherapie abgerechnet werden. Dies leitet sich aus den sog. Psychotherapierichtlinien ab, die hier m.E. etwas veraltete Standpunkte fortschreiben.
Hypnose (hier ist die sog. “klassische Hypnose” gemeint, nicht die modernere “
Hypnotherapie”) ist ein uraltes Verfahren, das in der Medizin seit etwa 130 Jahren genutzt wird und nichts mit Bühnenshows oder schlechten Drehbüchern aus Hollywood zu tun hat. Es wird oft eine tiefere Entspannung erreicht als im Autogenen Training, das eigentlich nichts anderes als eine bestimmte Form von Selbsthypnose ist. Bewußtsein und Gedächtnis sind i.d.R. voll erhalten. Die Wirksamkeit beruht auf den sog. Suggestionen in Verbindung mit dem durch die Entspannung veränderten Bewußtseinszustand. In den meisten Belangen ist die klassischen Hypnose der moderne Hypnotherapie unterlegen; in bestimmten Bereichen, z.B. bei chronischen Schmerzen, hat sie jedoch nach wie vor eine wichtige Funktion. Sie kann, ebenso wie das Autogene Training, nicht neben Tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und Psychoanalyse abgerechnet werden. [zurück zum Seitenanfang]

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (wird von mir nicht durchgeführt): Diese Therapieform gibt es nur als Einzelbehandlung. Sie wird meist von Therapeuten durchgeführt,
die allein darauf spezialisiert sind. Diese müssen nicht Ärzt oder Psychologen sein, auch andere Grundausbildungen sind zulässig. An Kinder- und Jugendlichentherapeuten herrscht allerorts ein besonderer Mangel. Behandelt werden i.d.R. vor allem Kinder vom Vorschulalter bis zum Pubertätsbeginn, häufig wegen Verhaltensauffälligkeiten in der Schule (Ablenkbarkeit, Aggressivität,  Ängstlichkeit u.a.). Während der Pubertät ist eine Psychotherapie oft schwierig. Bei 16- oder 17-jährigen Patienten, wenn also zu erwarten ist, dass die Therapie in die Volljährigkeit hineinreichen wird,  übernehmen die Kassen die Kosten oft auch für einen Erwachsenentherapeuten.
Zu diesem Bereich ist noch zu sagen, dass das eigentlich Problem häufig nicht beim Kind liegt, sondern in schwierigen Familienumständen (Streit, Scheidung, Alkohol, Gewalt), die dann - ohne Schuldzuweisungen! - möglichst in die Behandlung mit einbezogen werden sollten, da sonst alle Bemühungen vergeblich sein können. [
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